Status Quo
Bei Glioblastomen und anderen Hirntumoren sind die meisten Nicht-Krebszellen, die sich im und um den Tumor ansammeln, bestimmte Immunzellen, sogenannte Makrophagen. Makrophagen sind Fresszellen, die als fremd erkannte Eindringlinge aufnehmen und chemische Stoffe freisetzen, durch die eine lokale Entzündung ausgelöst wird und nachfolgend weitere Immunzellen aktiviert werden.
In der Theorie werden auch Krebszellen vom Immunsystem als fremdartig erkannt und angegriffen. Die Makrophagen können allerdings vom Krebs so beeinflusst werden, dass sie die Tumorzellen nicht angreifen und stattdessen das Tumorwachstum sogar fördern. Ist ein Glioblastom von solchen Makrophagen durchsetzt, ist die Prognose schlechter. Ob die Makrophagen aktiv als Immunzellen wirken, wird unter anderem durch einen bestimmten Rezeptor namens Siglec-16 gesteuert, der auf der Oberfläche der Immunzellen zu finden ist. Rezeptoren funktionieren nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Bindet das passende Gegenstück, der so genannte Ligand, werden bestimmte Signalwege in der Zelle aktiviert.
Der Ligand des Siglec-16-Rezeptors ist die sogenannte Polysialinsäure. Diese wird von verschiedenen Tumoren und auch von Glioblastomen auf der Oberfläche der Krebszellen präsentiert. Es wird vermutet, dass die Polysialinsäure umliegende Makrophagen über Wechselwirkung mit dem Rezeptor Siglec-16 aktiviert.
Interessanterweise haben nur etwa 39 % der weltweiten Bevölkerung den Rezeptor Siglec-16 auf ihren Immunzellen. Dies liegt an einer verbreiteten Genmutation, durch die die Mehrheit der Menschen funktionsfähiges Siglec-16 nicht produzieren können. Möglicherweise ließen sich daraus unterschiedliche Verläufe bei Glioblastomen erklären. Der Zusammenhang zwischen Siglec-16, Polysialinsäure und Immunzellaktivierung soll daher untersucht werden.
